Mit Einschränkungen zu empfehlen

Die Bewertung erfolgt nun nach erfolgreichem Abschluss des Studiums. Eine vorherige Bewertung würde das Bild etwas verzerren, insbesondere da man am Anfang ohnehin sehr motiviert ist.
Zu meiner Person: ich hatte zu Studienbeginn bereits zwei juristische Staatsexamen und 15 Jahre Berufserfahrung. Ich musste also in das Studieren erstmal wieder reinkommen, allerdings hat die Berufserfahrung beim MBA schon sehr geholfen, was einige der inhaltlichen Themen betrifft. Ich habe aber auch keinen Vergleich zu anderen Master-Studiengängen.

1) Qualität der Studiumsunterlagen: grundsätzlich Skripte, wobei die inhaltliche Qualität stark geschwankt hat, auch was das Format und Rechtschreibfehler betrifft. Teilweise gab es noch Videos, Audiodateien und interaktive Aufbereitung des Skripts mit Lernkontrollen. Wichtig ist, dass die Multiple Choice Fragen nur auf dem Skript basieren. Teilweise werden die eigenen Regeln nicht eingehalten, insb. beim Gendern.

2)Die FH organisiert einige Online-Lehrveranstaltungen, davon eine sogar mit P. Kotler. Teilnahme ist freiwillig. Aufnahmen können dann über die Plattform eingesehen werden.

3) Flexibilität: wirklich sehr flexibel, da alles online passiert und man zu jeder Zeit die Multiple-Choice Prüfungen ablegen kann. In jedem Modul konnte man anhand von Testfragen den Stand testen – die Testfragen waren jedoch begrenzt und haben sich wiederholt.
4) Die Multiple-Choice Prüfungen sind Fluch und Segen. Irgendwann gewöhnt man sich daran, so zu lernen, dass man diese Auswahlfragen beantworten kann. Teilweise war die Zeit knapp bemessen, wenn einzelne Fragen und Antworten viel Text beinhaltet haben. Ist aber eine subjektive Erfahrung. Stabile Internetverbindung ist erforderlich.

5) Bei technischen Problemen konnte der Support immer helfen, telefonisch und per Email ohne lange Wartezeiten

6) Zugriff zur Online-Bibliothek ist Standard (ProQuest), VPN ist erforderlich. Leider fehlt ein vollständiger Zugang zum Springer Verlag. Für einige der Hausarbeiten habe ich die Bibliothek einer Universität an meinem Wohnort zur Recherche aufgesucht, was für Hausarbeiten so einfacher war, für die Masterarbeit sowieso.

7) Änderungen der Satzungen der FH werden nicht aktiv mitgeteilt, so dass man selbständig nachschauen muss, was sich geändert hat.

8) Für die Masterarbeit hat man „nur“ 6 Monate Zeit. Diese Frist startet mit Zuteilung der Betreuungsperson, welche die FH organisiert. Forschungsthema muss man selbst finden, das sollte man zeitlich nicht unterschätzen, da man dafür auch ein Expose anfertigen muss. Insgesamt halte ich 6 Monate eher für zu kurz, zumal viele das Studium berufsbegleitend machen. Eine Verlängerung um weitere 3 Monate ist mit Begründung (krank, Arbeitsbelastung) jedoch möglich.

9) Ich habe für die Masterarbeit einen kompetenten Betreuer aus Berlin zugeteilt bekommen, der dies auf Honorarbasis für die FH macht. Zweitgutachter war von der FH. Bei der Verteidung war der Betreuer jedoch nicht dabei.

10) Es gibt leider keinen offiziellen Austausch der Studenten auf der Plattform, obwohl es dort ein Forum gibt, was aber nicht benutzt wird. Es gibt zwar eine Whatsapp-Gruppe und eine Facebook-Gruppe - da geht aber ausgetauschtes Wissen verloren und eine Vernetzung ist eher schwierig.

11) [...] Oftmals waren die Rückmeldungen zu den Hausarbeiten ziemlich knapp. Da die meisten meiner Hausarbeiten mit sehr gut und gut bewertet wurden, habe ich das ignoriert.

12) Oftmals waren die Themen der Hausarbeiten ziemlich weit und nicht anhand Seitenzahlen eingegrenzt (z.B. „Darstellung der Funktionslogik der Automobilbranche“), bei anderen Hausarbeiten wurden dann Limits vorgegeben. Mittlerweile ist per Satzung der Umfang einheitlich geregelt. Der zeitliche Aufwand hängt hier von der eigenen zeitlichen Verfügbarkeit und Erfahrungen ab. In meinem Jura-Studium waren Hausarbeiten ständig zu absolvieren, so dass mir das schon alles bekannt war. [...] Aus meiner Sicht waren alle Hausarbeiten machbar und einige aufwändiger als andere.

13) Das Simulationsspiel war bei mir noch ganz neu, ziemlich schlecht übersetzt und auch falsch umgesetzt. Die FH hat anschließend selbständig die Note angepasst. Hier muss man das Spiel auch nur absolvieren – man besteht es also immer.

14) Das Angebot der Studycoaches habe ich nur am Anfang des Studiums in Anspruch genommen. Inwiefern diese also Hilfestellung geben können, kann ich nicht beurteilen. Es ist ein Selbststudium – man ist also selbst dafür verantwortlich und man sollte in der Lage sein, mit Moodle umzugehen.

15) Die Skripte haben keine Versionsnummer – sofern sich nach Abschluss der Prüfung bis zur Masterarbeit also diese Skripte überarbeitet werden, bekommt man das leider nicht automatisch mit.

16) Über die Hochschulvertretung der FH kann man kostenlos einen Plagiat-Test über Plagaware machen lassen.

Ich habe für die Lehrveranstaltungen etwa 9 Monate gebraucht, was vermutlich eher schnell ist. Mit Abschluss der Masterarbeit habe ich insgesamt 19 Monate gebraucht (18 Monate ist das Minimum).

Die Bewertung der Masterarbeit erfolgte sehr schnell (6 Arbeitstage!!). Die Bewertung war in meinem Fall schlüssig und nachvollziehbar. Für die mündliche Prüfung (45-60 Minuten) ist eine Präsentation der Masterarbeit erforderlich. Im zweiten Teil werden Fragen zu Querverbindungen zu relevanten Fächern gestellt (diese werden nicht vorher mitgeteilt). Im dritten Teil werden Fragen zu sonstigen studienrelevanten Inhalten gestellt – diese werden vorgegeben. Allerdings sind hierfür die Skripte in der aktuellen Fassung zu berücksichtigen, also muss man jedes Skript einzeln durchgehen und nachsehen, ob sich was geändert hat.
In der mündlichen Prüfung wurden zu den studienrelevanten Fragen sehr spezifische Fragen gestellt – darauf sollte man sich entsprechend vorbereiten. Bewertung war eher streng (war mir aber egal).

Insgesamt kann ich den Studiengang also empfehlen, da man sehr flexibel in der Zeiteinteilung ist und man durchaus zurechtkommen kann. Man sollte jedoch den Aufwand der Masterarbeit nicht unterschätzen!